2017 bedeutet für Susanne Schmitt aus Thüringen das Eintauchen in eine andere Welt. Als Teilnehmerin am Europäischen Freiwilligendienst (EFD) wurde sie von EUROPARC Deutschland in den litauischen Aukštaitija-Nationalpark vermittelt. Ihr vorheriges Engagement im Nationalpark Hainich ebnete ihr den Weg für diesen achtmonatigen Freiwilligeneinsatz der besonderen Art:

Susanne Schmidt tritt auf einer Waldlichtung einen Spaten in den Boden
Erster Spatenstich – ein Sinnespfad entsteht © Zsanett Szlifka

„’Was willst Du denn in Litauen?‘ Das ist eine der häufigsten Fragen, die mir nicht nur von Freunden und Familie gestellt wurde. Dabei finde ich meine Entscheidung ganz logisch. Wenn man nach dem Studium praktische Erfahrungen sammeln möchte, ist der EFD eine ideale Gelegenheit. Und wo wäre der Sinn gewesen EU-Umweltrichtlinien als Schwerpunkt zu wählen, wenn man sich nicht in Europa ein bisschen umsieht?

Also ging es nach Litauen, in einen verhältnismäßig entlegenen Winkel des Landes nahe der weißrussischen Grenze. Der Aukštaitija-Nationalpark ist nun mein neues Zuhause.

Und wer jetzt denkt, ich würde mich hier langweilen, der irrt. Da deutschsprachige Touristen die drittstärkste Gruppe sind, gibt es großen Bedarf nach entsprechendem Infomaterial. Die Broschüren wurden traditionell von EFDlern in ihre jeweiligen Muttersprachen übersetzt. Doch deutsch ist nicht dabei. Man hat also „sehnsüchtig“ auf mich gewartet. Und da ich das bereits in den ersten Tagen erledigt habe, gebe ich auch gerne überraschten Touristen ausführlich Auskunft über Sehenswertes im Park und mögliche Ausflüge. Auch unsere neue Website wird bald online gehen, natürlich auch mit deutschen Informationen. Da der gemeine Naturschützer aber nicht den ganzen Tag in einem Büro am Schreibtisch sitzen kann, geht es regelmäßig an die frische Luft. Meine EFD-Kollegin und ich nahmen am Umweltbildungsprogrammteil und halfen bei unterschiedlichen Aktivitäten unserer Kindergruppe. Das Programm macht jetzt erstmal Pause und wir vermissen „unsere Kleinen“ schon ein bisschen. Aber es gibt ja noch so viele andere Möglichkeiten! Meine Ausbildung erlaubt es mir auch immer wieder das Sachgebiet zu wechseln und meine Kollegen zum Monitoring zu begleiten. Wir fuhren zum Beispiel zu einem der vielen Seen und kartierten auf einer Insel Nester von Lachmöwen und Fluss-Seeschwalben. Besonders lieb fand ich aber, dass auch ein litauisch-deutsches Wörterbuch zur Ausrüstung gehörte. Mein Kollege hat es mitgebracht, um sicherzugehen, dass wir uns wirklich verstehen. So lerne ich also auch außerhalb des Unterrichts die Sprache und er frischt seine Deutschkenntnisse auf. Hin und wieder darf man sich auch in bester Manier die Hände dreckig machen. Zum Beispiel als der Sinnespfad angelegt wurde oder Habitatpflege betrieben wird. Mir persönlich beschert es ja sehr wohltuende Glücksgefühle einen Spaten in den Händen zu halten, wie einst in den Sommerferien, die ich auf Baustellen im Galabau verbracht habe. Bald starten wir das nächste Projekt: die Wanderwegesollen markiert werden. Jetzt, da der Sommer tatsächlich Einzug hält, kann es kaum eine bessere Aufgabe geben. Außerdem wird es mir helfen mich auf meine ersten Führungen im Nationalpark vorzubereiten. Meine letzten Führungen in der Heimat sind ja doch schoneine Weile her.

Gruppe junger Menschen am Ufer eines Sees
Der EFD verbindet Freiwillige aus ganz Europa – auch im fernen Litauen © Vaida Žliobaitė

Selbstverständlich bestehen meine Tage hier aber nicht nur aus der Arbeit. Regelmäßig werden Treffen mit anderen EFDlern organisiert, bei denen wir uns über unsere Erfahrungen austauschen und den Lernprozess reflektieren. Natürlich bietet es uns auch die Gelegenheit Zeit miteinander zu verbringen und das Land zu erkunden. So springen wir gemeinsam todesmutig in die nicht wirklich warme Ostsee und wundern uns, dass man hier Käse oder Gurken mit Honig für eine gute Idee hält.

Es gibt noch so viel zu entdecken und ich kann nur jedem empfehlen, sich dieses wunderschöne Fleckchen Erde mal genauer anzusehen. Nur die Regensachen darf man nie vergessen, denn: Lietuva kommt von Lietus – und das bedeutet Regen.“

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